M steht für Mettoy

Die Tastatur auf diesem Schreibapparat ist reines Ornament. In Wirklichkeit erfolgt die Bedienung einzig über das zentrale runde Steuerrad, mit dem der gewünschte Buchstabe ausgewählt wird, sowie die roten Umschalter, Anschlag- und Leertaste.

Auf der "falschen" rechten Umschalttaste finden wir den Aufdruck "Made in Western Germany", während links das Logo der Firma TippCo zu sehen ist.

In der Mitte des zentralen Bedienungselements prangt jedoch ein dickes "M", und nicht etwa ein "T". Wie kommt das?

"M" Initiale auf der Apex super

Ein Unternehmen von Philipp Ullmann

Philipp Ullmann (1883 - 1971) übernahm im Jahr 1919 (3) die 1912 gegründete Nürnberger Spielwarenfabrik Tipp & Co. (3) Der Sohn seiner Cousine, Arthur Katz (21.3.1908 - 25.6.1999)(2), war als 12jähriger von Südafrika nach Deutschland gekommen und stieg nach einer Lehre in einem Nürnberger Betrieb bei Tipp & Co. ein. (1)

Der politische Wechsel in Deutschland muss schon in der Luft gelegen haben, zumindest sorgten Ullmann und Katz vor und gründeten mit 31.8.1932 in England die Firma Mettoy Co. Ltd.. (1) Der Name ist wohl eine Zusammenziehung von "metal" (Metall) und "toy" (Spielzeug). Nach der Machtübernahme der Nazi 1933 ging zuerst Ullmann und dann Katz nach England. (1) Ullmann wurde dabei von Lord Marks, dem Mitgründer von Marks und Spencers, geholfen. Katz hatte als geborener Südafrikaner einen britischen Pass.

Philipp Ullmann (1883 - 1971) source: (5)	Arthur Katz (1908 - 1999) 1973. © paphotos.co.uk

Tipp & Co. wurde arisiert und produzierte während des 3. Reichs weiterhin Spielzeug, u.a. Modelle vom Auto des Führers. Auf der anderen Seite des Ärmelkanals stieg die Mettoy Co. Ltd. offiziell am 1.2.1934 in den Handel ein. (1) Die Produktionsstätten waren zunächst in der St. Andrews Street, Northampton, mit der Winteringham Ltd., einem Unternehmen der Firma Bassett-Lowke. (1) Im Februar 1936 beschäftigte Mettoy schon 50 Leute, emanzipierte sich von Winteringham und zog in die Stimpson Avenue, Northampton. (1) Nach weiterer Expansion zog die Firma 1937 an die Harleston Road, St. James End, Northampton. (1)

Tipp & Co Produkt im Dritten Reich, Quelle: R. Messenger

In den 1940er Jahren eröffnete die Firma eine noch grössere Fabrik in Fforestfach, Swansea, in Wales. (1) Dort wurden ab 1956 die Corgi Modellautos produziert, mit denen die Firma berühmt wurde. (1) Von 1944 bis 1976 war Arthur Katz der managing director der Firma. (7) Mettoy ging 1983, nach über 50jähriger Produktionsgeschichte, Pleite. (1)

Spielzeugschreibmaschinen waren demnach nur eines von vielen Produkten der Mettoy.

Wie kam es aber nun zur Produktion der "Apex" Schreibmaschinen? Philipp Ullmann konnte nach dem Krieg wieder an seine Geschäftstätigkeit in Deutschland anknüpfen. Laut R. Messenger gründete er die frühere Tipp & Co im Jahr 1947 als "TippCo" wieder. (3) Mit im Gepäck hatte Ullmann Geschäftsbeziehungen mit dem in Ungarn geborenen amerikanischen Erfinder und Unternehmer Samuel I. Berger (1891 - 1977). (3) Letzterer war ein extrem kreativer Kopf, der unzählige Spielzeugmodelle entwarf, u.a. Kinderschreibmaschinen. Berger besass eigene Unternehmen zu deren Herstellung, war aber auch im Geschäft mit dem amerikanischen Spielzeugkönig Louis Marx, der auch seine Modelle vertrieb (an einer anderen Stelle ist der so zustande gekommene Dial Typewriter zu sehen). (3)

Bergers Handelspartner in Grossbritannien war Philipp Ullmann. Die von Mettoy hergestellten Spielzeugschreibmaschinen sind allesamt Patente von Samuel "Sammy" Berger. Philipp Ullmann übertrug diese Geschäftsbeziehungen in die deutsche TippCo Produktion. Die in Grossbritannien als "Mettoy" vertrieben Maschinen erschienen deshalb baugleich als "Apex" in Westdeutschland.

Die TippCo produzierte bis ins Jahr 1971. (3)