Europa - Oliver - S.I.M. - MAS Kleinschreibmaschinen

The Europa - Oliver - S.I.M. - MAS Census

Herzlichen Dank an die Besucher, Sammler und Institutionen, die mir Photos für diese Seite zur Verfügung stellen.

Besitzen Sie eine Oliver / S.I.M. / MAS / Novalevi etc. Schreibmaschine? Bitte helfen Sie mir bei dem Projekt, möglichst viele Seriennummern und Ausführungen dieser interessanten Schreibmaschinenfamilie zu erfassen.

Vielen Dank, Georg Sommeregger

Die folgenden Namensvarianten sind mir bekannt (Stand 20. April 2015):

Ardita, Astoria, Augusta / Avgvsta (16), AVGVSTALOGOS (Augustalogos)(19), Augusta Monaco / Avgvsta Monaco (16), Balilla (3), Edelweiss (14), Europa, Fortuna (17), Guidonia, Gualytype (13), Imperia (17), Iris (10), Junior (16), Littoria, MAS, Mirina (19), Montana, Montana Luxe (17), Novalevi, Oliver, Patria, Rast & Gasser (20), Romana (16), Sabaudia (17), SIM, SIM-ITALIA, SIM-ITALIA AUGUSTA (17), S.I.M. Mod.6, S.I.M. 2000 (12), SIM40, SIMTYPE, Synela, Torpedox (17), Woodstock (19), Woodstock-France (16).

1. Kurzer Abriss der Entwicklungsgeschichte

Bei den hier vorgestellten Schreibmaschinen handelt es sich um Produkte nicht einer, sondern mehrerer Firmen. Die vorgestellten Maschinen sind jedoch verwandt im Sinne einer Schreibmaschinenfamilie, die sich aus einem "Urmodell" entwickelt hat.

Betreffend dieses Urmodell sind zwei Thesen vertreten worden:

1. Erstens hat Will Davis hat diese Schreibmaschinenfamilie vor einiger Zeit erforscht. (2) Nach ihm stellt die "Europa" das Urmodell dar. Diese Kleinschreibmaschine wurde von der Europa Schreibmaschinen A.G., der Vorläufergesellschaft der Olympia, hergestellt oder vertrieben. Die Europa Schreibmaschinen A.G. existierte unter diesem Namen von 1930 (Umbenennung der AEG Deutsche Werke) bis 1936 (Umbenennung auf Olympia Büromaschinen-Werke AG). (5) Mir bekannt sind Seriennummern 13 und 68887.

2. Wir finden das selbe Design bei der "OLIVER" Kleinschreibmaschine der "Oliver Typewriter Co.". (6) Die Traditionsfirma Oliver Typewriter Co. mit Sitz in Chicago, USA, war in den 1920er Jahren ins Schlingern geraten. Am Ende des Liquidationsprozesses wurde sie in England als British Oliver Typewriter Co. neu gegründet. (7) Nach Ernst Martin wurde die vierreihige Oliver portable ab 1930 von der Oliver Typewriter (Italy) Ltd. mit Sitz in der via Friuli 9, Mailand, hergestellt. (8) In einer anderen Quelle wird die via Friuli 26 in Mailand als Fabrikationsstandort wie auch Firmensitz genannt. (11) Martin merkt an: "In Deutschland sind davon Exemplare von Berlin aus mit der Aufschrift Fortuna verkauft worden, in ihrem Heimatland auch als Augusta, Imperia, Littoria, Mas, Nova-Levi, Patria. Letztere Bezeichnung war aber einer Schweizer Schreibmaschinenfabrik geschützt und die italienische musste nachgeben." (8)

Die Ausführungen von Martin sind interessant: ihnen folgend wurde die Oliver portable vom italienischen Ableger der Oliver Typewriter Company produziert. Es würde also diese Maschine die "Urmaschine", das "root model", sein. Die Europa wäre demnach der Oliver nachgeordnet, und nicht umgekehrt. Ein Indiz für die Ursprünglichkeit bei der italienischen "Oliver" könnte sein, dass auf einer bekannten Maschine (n° 65473) auf der Rückseite der Vermerk "Patents pending" angebracht ist.

Offensichtlich baugleiche, aber als "Europa" und "Fortuna" ausgezeichnete Exemplare, die von Berlin aus verkauft wurden, sind bekannt. (18)

Weiter ist der Hinweis auf den geschützten Namen "Patria" interessant. Die Schweizer Patria portable kam 1936 auf den Markt (s. hier). Ihre Patente gehen auf das Jahr 1933 (Patent durch Otto Haas) zurück, der Markenschutz erfolgte wahrscheinlich nicht vor 1934, als die Herstellerfirma "AG für Schreibmaschinen-Fabrikation" gegründet wurde (s. da). Der Verweis auf den Markenschutz der Patria bei Martin weist also auf die Zeit Mitte der 1930er Jahre hin.

Werbung der S.I.M. (Società Industriale Meccanica), Turin, für die Oliver Schreibmaschine. 1936

Werbung der S.I.M. (Società Industriale Meccanica), Turin, für die Patria Schreibmaschine

Wieder nach Martin ging die Herstellung 1931 an die Società Industriale Meccanica (abgekürzt S.I.M.) in Mondovi (Cuneo) über. (8) Als Adresse der Firma wird von Schramm 1962 der Corso Regio Parco 33 in Turin angegeben. (9) "Eine Zeitlang wurde die Maschine in Turin hergestellt, während des Krieges und auch heute noch [Stand 1949, Anm.] in Magliano Alpi (Cuneo)." (8) Die Maschine werde nun hauptsächlich unter der Bezeichnung "SIM" verkauft, eine Markenveränderung in "Simtype" sei geplant - wieder Stand 1949. Ein Exemplar "Simtype" mit Seriennummer 200262 ist bekannt. Ebenfalls die unten abgebildete (undatierte) Werbung. Nach Schramm 1962 lief die Herstellung 1952/53 mit der Nummer 214071 aus. (9)

Werbung für die SIMTYPE, Frankreich

2. Klassifizierung der hergestellten Modelle

"Es existieren 5 Modelle, von denen die Modelle 4, 5, 6 und 7 den gleichen Mechanismus haben, sich aber bezüglich des Aussenrahmes voneinander unterscheiden. Mod. 9 ist die erste Kleinschreibmaschine mit doppelbreitem Wagen." So lauten die Angaben von Ernst Martin. (8)

In der Folge habe ich versucht, unter den dutzenden Varianten diese Grundmodelle herauszufiltern. Mir ist noch nicht ganz klar, welches von Martin nummerierte Modell welchem Aussehen entspricht. Klar identifiziert sind Modelle 6 und 9.

Hier zeige ich den derzeitigen Stand. Anzumerken ist noch, dass innerhalb der jeweiligen Formen die Detailausstattungen wie Farbbandwähler, Farbbandrichtungswechsler, etc., variieren.

Die erste Form:

Wohl die "Urform". Behälter der Farbbandspulen "on top". Hier im Bild Oliver #K26800, Sammlung Sommeregger 2014

Eckige Form, in drei Varianten:

Farbbandspulen eingebettet, eckiges Top. Littoria, Sammlung T. Elster 2010.

Wie oben, aber mit Querstrebe. Torpedox, Sammlung T. Fürtig 2012.

Wie oben, aber völlig verkleidet. Astoria, Sammlung T. Elster 2010.

Das Modell 6, in zwei Varianten:

Ein klar mit "Mod.6" bezeichnetes Exemplar. Farbbandspulen eingebettet, kleine Höcker, abgeschrägtes Top, seitliche Stufen. Sammlung T. Elster 2010

Wie oben, aber ohne Einprägung auf der Schräge. MAS, Sammlung T. Elster 2010

Ein Exemplar mit doppelbreitem Wagen, nach Martin Modell 9, ist bekannt. (16)

Quellen und Literatur:

Vielen Dank an Markus Elster für die Zuverfügungstellung der Photos aus der Sammlung Elster 2010.

(1) Will Davis, OLIVER portables and relatives, http://www.machinesoflovinggrace.com/ptf/oliver.html (visited 22.12..2010).

(2) Will Davis, European Portables Family 1: EUROPA / OLIVER / SIM / MAS, http://www.machinesoflovinggrace.com/ptf/EuropeEuropaSIMMAS.html (visited 22.12.2010)

(3) Privatkorrespondenz S. Slater, Februar 2012

(4) Aufschrift auf Schreibmaschine Europa n° 68887

(5) Leonhard Dingwerth, Lexikon historischer Schreibmaschinen. Für die Zeit von 1940 bis zum Beginn der Elektronik, Neuauflage, Delbrück 2008, p. 318.

(6) Aufschrift auf Oliver portable Schreibmaschinen n° 65473 und 70166.

(7) Grace's Guide, Oliver Typewriter Co., http://www.gracesguide.co.uk/Oliver_Typewriter_Co (visited 19.2.2012)

(8) Ernst Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Aachen 1949, p. 338.

(9) Herbert F. W. Schramm, Liste der Herstellungsdaten deutscher und ausländischer Schreibmaschinen mit wichtigen technischen Daten, Hans Burghagen Verlag, 11. Aufl., Hamburg 1962

(10) Information aus TYPEWRITERS, http://groups.yahoo.com/group/TYPEWRITERS/message/30284 (besucht 20.2.2012)

(11) Quelle ist ein sehr aufschlußreicher Brief mit Briefkopf der OLIVER Typewriter (Italy) Ltd., datiert 30 Oktober 1931. Daraus gehen folgende Informationen hervor: "OLIVER Typewriter (Italy) Ltd." (genauer Firmennamen) "Sede Centrale: Londra" (zentraler Firmensitz ist London, die italienische Oliver Typewriter Ltd. ist also ein Ableger der Britischen Oliver); "Fabbriche: Milano & Croydon (Inghilterra)" (es wurde in Mailand und Croydon, England, produziert; die Frage ist nur: genau was in England?); "Milano (122) / Stabilimento ed Amministrazione / Via Friuli, 26" (sowohl Fabrik als auch Verwaltung waren in der Via Friuli 26 in Mailand). Gesehen auf ebay.com im Februar 2012.

(12) Dank an galerie-alte-technik von ebay.de.

(13) Gualtype, spanische Tastatur, ebay.com, 24.1.2013

(14) Hinweis von Photo von S.B., März 2014, on file with the author.

(15) E-mail mit Photos, April 2014

(16) Mitteilung u. Bild T. Fürtig, 2013

(17) Mitteilung T. Fürtig 2013

(18) Fortuna #69774, Sammlung TF 2012; Europa (mehrere Exemplare), Sammlung TF 2012.

(19) E-mail und Photo R. Polt, April 2015

(20) E-mail und Photo R. Polt, April 2015. Der letzte Buchstabe (GasseX) ist nicht gut lesbar, Vermutung aber auf "Rast & Gasser" statt "Rast & Gassel"

© G. Sommeregger 2011 - 2015

created 2011-09-12 - last update 2015-04-20

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